Laurenz Linke

Ein klassischer Dachbodenfund, wie er jedes Forscher:innenherz höher schlagen lässt: eine ganze Kiste, voll mit Dokumenten, Briefen und - Fotoalben! Die mehreren hundert Aufnahmen (verteilt auf zwölf Bände) erwiesen sich als kultur- und zeit­geschichtliches Zeugnis der 1930er Jahre und geben einmal mehr Einblicke aus erster Hand in eine geschichtsträchtige Epoche.

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Dr. Ing. Joachim Siegfried Woltersdorf

wurde am 2. Januar 1901 in Berlin-Charlottenburg geboren. Nach erfolgreichem Abitur trat er eine landwirtschaftliche Lehre an, die er als Diplomlandwirt abschloss. Darauf folgte ein Studium der Bodenkunde in Danzig. Im April 1924 lernte er seine zukünftige Frau Erika Heydemann kennen. Waltersdorf, der wenig später das Angebot bekam, auf dem Gut der Familie Heydemann zu leben, begann, die verschiedenen Böden in der Region rund um das Gut Senslau zu erforschen und schrieb daraufhin über die dortigen Gegebenheiten seine Doktorarbeit. In den folgenden Jahren arbeitete er für verschiedene Auftraggeber, u.a. aus Holland, verlor allerdings, wie viele seiner Landsleute, seine Aufträge im Zuge der Weltwirtschaftskrise. Von da an begannen, bis zur Übernahme der Stelle eines Gutsverwalters für eines der Güter der Familie Heydemann im Jahr 1939, schwere Zeiten, in denen die Familie häufig umziehen musste. Dies war auch die Zeit, in der sich Waltersdorf sehr aktiv mit der Fotografie auseinandersetzte und die 12 Fotoalben entstanden.

Nach der Wiederentdeckung wurde jedes einzelne der insgesamt 542 Bilder sorgfältig digitalisiert und behutsam nachbearbeitet. Während der Nachbearbeitung und der Analyse der Bilder wurde immer deutlicher, welchen Wert die Fotografien, die Joachim Waltersdorf in den 30er Jahren während seiner Ausflüge und Urlaube mit einer Rolleicord 1 aufgenommen hat, für die Nachwelt haben, sowohl aus dem Blickwinkel der (Amateur-)Fotografie als auch der generellen Aufklärung/Aufarbeitung der damaligen Zeit. Die Bilder offenbaren nicht nur die Reiselust des Fotografen und das Modebewusstsein der damaligen Zeit, sie zeigen insbesondere auch, dass Joachim Waltersdorf ein großes Interesse an der Fotografie hatte und den Ehrgeiz besaß, an das Können der Berufsfotografen seiner Zeit anzuknüpfen. So befinden sich unter den hunderten von Fotos außergewöhnliche Perspektiven von alltäglichen Situationen, kreative (Selbst-)Porträts, abstrakte Architekturfotografien, Dokumentarfotografien und Fotos, die damals als Postkartenmotiv hätten genutzt werden können.